Ehrenfriedhof
Friedhöfe sind Orte der Erinnerung sowie des Gedenkens und zählen mit zu den ältesten Zeichen der menschlichen Kultur. Grabstätten sind ein Teil der Geschichte.
Ein Gang zum Beispiel über den Ehrenfriedhof mahnt Grab für Grab, wie viel Leid die beiden Weltkriege über uns gebracht haben. Der Schrecken des Krieges lässt sich in Zeiten des Friedens auf einem Soldatenfriedhof unmittelbar erfahren. Sie veranschaulichen nachdrücklich Kriegsgeschehen und mahnen so in besonderem Maße zum Frieden. Diese Gräberfelder sind ein Ort der Besinnung und der Mahnung, dass der Frieden eines der höchsten Güter der Menschen ist.
Quelle: Stadtarchiv Wilhelmshaven
Der Ehrenfriedhof wurde in den Jahren 1912 bis 1914 nach Plänen des Gartenarchitekten Leberecht Migge als Garnisonsfriedhof für die Reichsmarine im Jugendstil angelegt. Er ist das einzige noch erhaltene Objekt dieser Art von Migge.
Der Ehrenfriedhof umfasst ein Gräberfeld für im 1. Weltkrieg verstorbene Soldaten, ein Gräberfeld für den 2. Weltkrieg, eine Gräberstätte verstorbener russischer Kriegsgefangener und ein Gräberfeld für Kriegsgefangene aus der ehemaligen Sowjetunion. Weitere Gedenksteine für andere verstorbene Marineangehörige wurden ergänzt.
Erläuterung der Nummern der nachfolgenden Abbildung (gemäß Geschichts- und Erinnerungstafel Wilhelmshaven):
- (1) Hochkreuz,
- (2) Gräberfeld 1. Weltkrieg,
- (3) Gräberfeld 2. Weltkrieg,
- (4) Gräberfeld russischer Soldaten des 1. Weltkrieges,
- (5) Mahnmal zur Erinnerung an die Toten des Matrosenaufstandes 1918/19,
- (6-12) Gedenksteine für die Toten, der in den Weltkriegen versenkten Kriegsschiffe,
- (13) Gedenkstein für die verstorbenen U-Bootfahrer beider Weltkriege,
- (14) Gedenkstein für die in Gefangenschaft verstorbenen russischen Soldaten des 2. Weltkrieges,
- (15) Gedenkstein für die Opfer aus der Bevölkerung der ehemals deutschen Stadt Bromberg (2. Weltkrieg).
Lageplan Ehrenfriedhof (aus Geschichts-und Erinnerungstafel Wilhelmshaven)
Der Ehrenfriedhof zeigt eine strenge, architektonische Geometrie, die klar eingefasste, sich teilweise wiederholende Räume schafft. Die langen Reihen identischer Grabmäler fügen sich zu einer einheitlichen, ruhigen und größeren Gestaltungsform. Migge legte besonderen Wert auf die Gestaltung des "Quartiers" bzw. des "Grabgartens", um den Eindruck des Einzelgrabes sowie des ganzen Grabfeldes zu steigern.
Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges musste der Ehrenfriedhof leider bereits im August 1914 eingeweiht werden. Er wurde so zur Ruhestätte, der in den Seeschlachten des 1. Weltkrieges gefallenen Marinesoldaten.
Der älteste Teil des Friedhofs ist das Skagerrak Feld mit dem schlichten Hochkreuz.
Der Ehrenfriedhof ist ein bedeutendes Beispiel der Friedhofsgestaltung des frühen 20. Jahrhunderts mit hohem künstlerischen Wert. Viele der ursprünglichen Jugendstilelemente sind auch heute noch sichtbar, so in der Kapelle und in Teilen der Heckenbepflanzung.
Gartenarchitektonische Leitstruktur ist die Mittelachse als Zuwegung von der Straße „Zum Ehrenfriedhof" bis zur Kapelle, die senkrecht davon abgehenden Wege zu den Gräberfeldern mit symmetrisch angeordneten Grabsteinen und die Einrahmung durch geschnittene Rotbuchenhecken und hochwüchsigem alten Baumbestand. Entlang der Mittelachse besteht eine Ahornallee, die im Zentrum des Friedhofs, südlich der Kapelle, durch Linden abgelöst wird und in östlicher Richtung durch zwei Baumreihen und in westlicher Richtung zu zwei voll-ständigen und einer unvollständigen Baumreihe zu einem Lindenhain ergänzt wird. Nördlich der Kapelle bestehen zwei stattliche Blutbuchen.
Die Friedhofskapelle (Zum Ehrenfriedhof 1) und die Torhäuser am Eingang (Zum Ehrenfriedhof 2 und 2A) stehen als Baudenkmale gemäß dem Niedersächsichen Denkmalschutzgesetz unter Denkmalschutz.
Eine Besonderheit weltweit ist, dass in unserer Friedhofskultur, die Gräber in Parklandschaften eingebettet werden und als kleine Gärten der Erinnerung gestaltet werden.
Mit der Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes erkennt die Bundesrepublik Deutschland die Schutzwürdigkeit der Friedhofskultur an.